2015-01-19

Eine schönes und vor allem für Fu-PusH einschlägiges Beispiel für eine Forschungsdatenpublikation stellt die Dokumentation dar, welche die Informationswissenschaftlerin Elena Simukovic unlängst über Academia.edu verfügbar machte (PDF-Volltext). Sie enthält die Ergebnisse von Interviews, die von 2013 bis 2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin stattfanden. Vom Thema her ergibt sich eine gewisse Selbstreferenzialität bzw. auch ein Best-Practice-Beispiel, wurden die 17 WissenschafterInnen doch zu ihrem Umgang eben mit Forschungsdaten befragt.

Die Ergebnisse an sich sind schon interessant für jeden, der sich mit dem Thema Forschungsdaten intensiver befasst. Da die Autoren aber die Zusammenfassungen der Interviews disziplinär differenziert vorliegen, wird es nun möglich, die Erkenntnisse gezielt für die vier Befragten aus den Geisteswissenschaften Zeitgenössische Kunstgeschichte (7.9, Stefanie Gerke), Deutsche Literatur (7.10, Anne Baillot), Kunstgeschichte und Visualisierung (7.11, Erna Fiorentini) und Mittelalterliche Geschichte (7.16, Stefan Schlelein) zu betrachten.

So lassen sich allein aus der Nachauswertung der Antworten auf die Fragen 7 (Serviceleistungen zum Umgang mit digitalen Forschungsdaten) und 8 (Weitere Hinweise und Anmerkungen) Anforderungen und Wünsche extrahieren, die für wissenschaftliche Dienstleistungsinstitutionen relevant sind. Auffällig ist, dass neben Anforderungen an sichere (Cloud-)Speicher für die Daten und andere technische Werkzeuge und Kapazitäten zur Langzeitarchivierung und -verfügbarmachung auch immer ausdrücklich die Komponente des Personals vor allem für die Beratung genannt werden.

  • Beratung:
    – technische Beratung (7.9, 7.16)
    – rechtliche Beratung (7.9, 7.11)
    – Ressourcenabschätzung bei der Projektantragstellung (7.10)
    – Publikationsberatung, die auch fachliche Besonderheiten berücksichtigt (7.9)
  • Infrastruktur:
    – technische Kapazitäten, Infrastruktur, dezentraler Zugang (7.16)
    – Speicherplatz (7.10)
    – Langzeitverfügbarkeit (7.10)
    – Usability / intuitive Bedienung digitaler Dienste, geräteübergreifende Kompatibilität (7.9)
    – interaktive digitale Dienste – „Kommentierbarkeit von Daten“ (7.9)
    – zentrales Repositorium (7.11) / Interessant ist hier der Hinweis auf die Dynamik beim Stellen- und Institutionswechsel. Es ist also vermutlich ein zentrales fachliches Forschungsdatenrepositorium gemein.
  • Personal:
    – technisch spezialisiertes Personal („digitale Bibliothekare und Archivare“, 7.16)
    – technische Wartung (7.10)
    – Abschätzung technischer Ressourcen für Projekte (7.10)
    – Personal mit Expertise im Bereich digitales Urheberrecht, gern dezentral – „Ansprechpartner direkt am Institut“ (7.11)
  • Lehre:
    – digitale Methoden in die Methodenausbildung (7.10)
  • Interdisziplinärer Austausch:
    „Es ist spannend, wie in unterschiedlichen Fachbereichen mit ähnlichen Fragen umgegangen wird.“ (7.9)

Quelle: Elena Simukovic, Raphael Thiele, Alexander Struck, Maxi Kindling, Peter Schirmbacher (2014): Was sind Ihre Forschungsdaten? Interviews mit Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin. Bericht, Version 1.0. urn:nbn:de:kobv:11-100224755

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